Donnerstag, 7. Juni 2012

Ein bunter Bilderbogen - Die Sprechblase 224


Die Zeiten, in denen ich Comics gesammelt habe, sind lange vorbei. Auf dem laufenden bin ich schon gar nicht mehr. In das Comic-Magazin DIE SPRECHBLASE schaue ich trotzdem immer wieder gerne hinein. Auch wenn ich längst nicht alles lese, finde ich immer wieder Artikel, die mich interessieren. So auch in der aktuellen Ausgabe, die sich einmal mehr als 80 Seiten dicke, rappelvolle Wundertüte präsentiert.

Natürlich gibt es einen Nachruf auf den kürzlich verstorbenen Jean Giraud alias Moebius. Bis heute ist sein Leutnant Blueberry mein unangefochtener Lieblingscomic. Die Alben, teilweise noch aus der ZACK-Zeit, stehen bei mir im Schrank. Allerdings habe ich auch den Südstaaten-Offizier aus den Augen verloren, seit andere Zeichner Girauds Werk fortsetzen.

Überrascht war ich, daß es den Lurchi noch immer gibt, der sogar mit einer eigenen Chronik vertreten ist. Ich kann mich ganz dunkel erinnern, daß ich dessen Abenteuer als kleiner Junge gelesen habe. Oder vorgelesen bekam? Damals war Lurchi ein Werbeinstrument der Salamander-Schuhgeschäfte. Wenn meine Eltern neue Schuhe für mich kauften, mußte das unbedingt bei Salamander sein. Denn da gab es als Zugabe stets den neuesten Lurchi-Comic. Auch bekam man ihn und seine Freunde dort als Spielfiguren, aus Gummi, wenn ich mich nicht irre. Es freut mich, daß der Bursche die Zeit überlebt hat, obwohl es die Salamander-Schuhläden schon lange nicht mehr gibt.

Es finden sich Comic-Abdrucke neben einem längeren Artikel zu den Fernsehfilmen von Sandokan. Gerhard Förster bespricht die neue DVD-Collection mit Filmen John Waynes. Einige Western mit Wayne finde ich ganz großartig. Sie werden heute nicht von ungefähr als Klassiker genannt. Daß der Duke ein erzreaktionärer Knochen war, dessen politische Ansichten mir äußerst suspekt sind, steht auf einem anderen Blatt.

In diesem Jahr jährt sich Karl Mays Todestag zum 100. Mal. Stefan Meduna widmet sich den zahlreichen Comicadaptionen von Mays Romanen. Ich war nie ein großer May-Leser, doch Meduna interessiert mit seinem fundierten Wissen. Das ist mir schon vor einigen Ausgaben bei seinem umfangreichen Artikel über REN DHARK aufgefallen. Ebenfalls mit Karl May beschäftigt sich Werner Fleischer. Werner, nicht nur langjähriger Veranstalter der Perry Rhodan Tage Rheinland-Pfalz in Sinzig, sondern zudem ein veritabler May-Kenner, stellt die Neuerscheinungen vor, die sich mit dem deutschen Volksschriftsteller befassen.

Sehr interessant fand ich einen Beitrag von Karl Nagel, der sich mit den frühen Perry-Comics beschäftigt. Nagel ist Initiator der heute erscheinenden Perry-Comichefte der Alligatorfarm. In den Sechziger Jahren gab es zunächst PERRY RHODAN IM BILD, bis die bunten Heftchen dann in schlicht PERRY umbenannt wurden. Bisher hatte ich keine Ahnung, weshalb diese Namensänderung vorgenommen wurde. Nun weiß ich es. Es steckten keine wirtschaftlichen Gründe dahinter, sondern eine Initiative von einigen Autoren der PERRY RHODAN-Romanheftserie. Sie betrachteten die Comics als Schund und fürchteten einen Imageschaden für die Romane. Deshalb wollten sie den Rhodan aus dem Titel der Comics heraushaben - was dann auch geschah. Nett in diesem Zusammenhang ist ein abgedrucktes Schreiben des Moewig-Verlags, das ein gewisser W. Hauck am 9. Februar 1968 an Willi Voltz richtete. Durchaus also etwas für Rhodan-Historiker.

Ein bißchen bin auch ich in der neuen Ausgabe vertreten, sogar mit Foto. Peter Hopf und ich gaben dem Herausgeber ein kurzes Interview zum Erscheinen von TIBOR 1.

Alles in allem ist die aktuelle Sprechblase wieder eine runde Sache. Wer sich auch nur marginal für Comics und verwandte Randgebiete interessiert, ist hier bestens aufgehoben.

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